Sachverhalt:
1. Ausgangssituation sowie Herausforderungen und Bedarfe in der Region
Kleinere Gemeinden sowie finanzschwache Gemeinden haben oftmals
nicht das erforderliche Expertenwissen, um die vor Ort durchaus bestehenden
innovativen Ideen, die zu einer besseren und nachhaltigen Regionalentwicklung
führen würden, in erfolgreiche Projekte zu überführen. Dies zeigt sich oft
schon daran, dass häufig noch nicht einmal die notwendigen Personalressourcen
für erfolgreiche Bewerbungen der zahlreich vorhandenen Förderprogramme für
ländliche Regionen zur Verfügung stehen.
Häufig scheuen deshalb die Gemeinden bereits von vornherein
Projekte mit absehbaren vielfältigen Fragestellungen und umfangreicherem
Planungsbedarf, obwohl sie diese bei näherer Auseinandersetzung und mit etwas
Unterstützung von außen ggf. sogar leisten könnten.
Auch die Kreise können in ihrer Ausgleichs- und Ergänzungsfunktion
ihre kleinen und finanzschwachen Gemeinden häufig nicht in dem erforderlichen
Umfang unterstützen, da sie selbst aufgrund eigener Finanz- oder
Strukturschwäche nicht leistungsfähig genug sind, um ihren Gemeinden beim
Projektmanagement unter die Arme zu greifen. Dabei spielt u. U. die Größe
eines Kreises eine gewisse Rolle, vor allem aber seine finanzielle Ausstattung
und die zur Verfügung stehenden personellen Ressourcen.
Viele Verwaltungseinrichtungen verfügen nicht über einen
Personalbestand, der einen Grad an Spezialisierung sowie fachlicher Ausrichtung
und Tiefe zulässt, um die beim Aufsetzen innovativer und potenziell
erfolgversprechender Projekte auftretenden Fachfragestellungen, etwa in den
Bereichen des Vergabe-, des Beilhilfe-, des Steuer-, des Gesellschafts- sowie
Haushaltsrechts und Zuwendungsrechts in projektangemessener Zeit zu lösen.
Zudem erlaubt es der reguläre Personalbestand kaum, komplexere und detailreiche
Projekte, die eine intensive Planung, Begleitung und Steuerung in jedem
Projektstadium zwingend erforderlich machen, neben der täglichen
Verwaltungsarbeit aufzunehmen und zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.
Interkommunale Zusammenarbeit der Kreise bei der Konzeption,
Planung und Umsetzung von Projekten könnte diese Defizite ausgleichen und eine
leistungsfähige Unterstützung der Kommunen bei der Planung und Umsetzung von
Förderprojekten gewährleisten.
Die vorgesehene interkommunale Zusammenarbeit wirkt zudem einer
abnehmenden Leistungsfähigkeit der Verwaltung, die der demografische Wandel im
ländlichen Raum mit sich bringt, entgegen, indem der bestehende Personalbestand
effizienter eingesetzt und Synergien durch die Spezialisierung einer
Verwaltungseinheit eines Kreises zugunsten aller zusammenarbeitenden Kreise
erzielt werden. Das Modellprojekt ist somit in seiner Grundstruktur
aussagekräftig für die Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Verwaltung durch
interkommunale Zusammenarbeit im Wege einer „Spezialisierung durch Einer für
Alle“. Im Ergebnis wird dadurch auch dem steigenden Fachkräftemangel vor allem
im ländlichen Raum wirkungsvoll begegnet.
Die vier Landkreise der
Projektinitiative „Rund um die Alte Welt“ stellen in ihrer Struktur und Größe,
aber auch durch das Vorhandensein günstiger Rahmenbedingungen wie einer
ausgeprägten Ehrenamtsbereitschaft in den Gemeinden einen repräsentativen
Modellraum dar, in dem die Verbesserung des Projektmanagements durch
interkommunale Zusammenarbeit erfolgreich entwickelt und erprobt werden kann
und sollte. Zudem bieten sie durch ihre räumliche Verflechtung in der „Alten
Welt“ einen guten Modellraum für effiziente interkommunale Zusammenarbeit im
Sinne einer „Spezialisierung Einer für Alle“.
Als notwendig wird daher die Verbesserung der Potenziale des
Regionalentwicklungsmanagements durch interkommunale Zusammenarbeit bei der
Akquise und Abwicklung von Innovationsprojekten der Regionalentwicklung der
Kreise angesehen.
2.
Interkommunale Zusammenarbeit durch Einsatz der Strukturlotsen
Die vier Landkreise sind entschlossen, alles
in ihrem Verantwortungsbereich Mögliche dafür zu tun, um trotz der schwierigen
finanziellen Rahmenbedingungen weiterhin zukunftsfähig zu bleiben. Um
Ressourcen und Kräfte zu bündeln und sich fit für die Zukunft zu machen, haben
sich die vier Landkreise der „Alten Welt“ daher zu einer verstärkten Form der
interkommunalen Zusammenarbeit durch den Einsatz von Strukturlotsen
entschlossen.
Der Einsatz der Strukturlotsen soll folgendes
strukturelles Defizit beheben:
Innovationsprojekte können in der kommunalen
Praxis, insbesondere im ländlichen Raum häufig deshalb nicht in Angriff
genommen werden, weil es an den erforderlichen personellen Ressourcen,
quantitativ wie qualitativ, mangelt. Sowohl in den Kreisen wie auch in den
Gemeinden, fehlt nicht nur ausreichend Personal, sondern auch entsprechend
qualifiziertes Personal, das über Kenntnisse und Erfahrungen zur Planung und
Durchführung von Innovationsprojekten verfügt. Das sind vor allem Kenntnisse
und Erfahrungen zur Beurteilung von themenbezogenen zuwendungs-, haushalts-,
beihilfe-, vergabe- und gesellschaftsrechtlichen Fragestellungen, die bei
Innovationsprojekten regelmäßig auftreten können, sowie Kenntnisse und
Erfahrungen zur organisatorischen Umsetzung dieser Projekte.
Die genannten fachlichen Anforderungen in den
verschiedenen Bereichen der Regionalentwicklung erfordern zudem eine hohe
Spezialisierung, die personell effizient kaum von einer Gebietskörperschaft
alleine zu leisten ist. Dies gilt erst recht, wenn es sich um kleine Gemeinden,
mit einem überschaubaren Verwaltungsapparat handelt. In der Vergangenheit waren
daher häufig an sich aussichtsreiche Innovationsprojekte bereits zu Beginn zum
Scheitern verurteilt, weil die in Frage kommenden Akteure, vor den sich
stellenden vielfältigen Problemstellungen zurückschrecken.
Um die Kreise und die Kommunen daher auch vor
der Herausforderung fehlender personeller Ressourcen dennoch leistungsfähig zu
erhalten und die Durchführung von Innovationsprojekten in der Regionalentwicklung
zu gewährleisten, sollen in den Kreisen Strukturlotsen eingesetzt werden.
Die wesentlichen Vorteile dieser
Strukturlotsen und Ihrer Zusammenarbeit sind:
·
Die Strukturlotsen können sich spezialisieren
und zwar nicht nur für den Einsatz in ihrem Kreis, sondern v. a. für alle
vier Kreise.
·
Die
besonders strukturschwachen Bereiche der Region erstrecken sich über
Kreisgrenzen hinweg - durch gemeinsame kreisübergreifende Innovationsprojekte
werden Ressourcen gebündelt und ggf. auch neu erschlossen.
·
Durch
ihren Einsatz als „interkommunales Team“ können Synergieeffekte genutzt werden.
Die Strukturlotsen unterstützen sich gegenseitig und sollen entsprechend ihrer
Qualifikationen auch kreisübergreifend Tätigwerden.
3. Verbundprojekt mit dem Landkreistag Rheinland-Pfalz
Auf Grundlage der Erkenntnisse der
Projektinitiative „Rund um die Alte Welt“ mit Beteiligung der vier Landkreise
Kusel, Bad Kreuznach, Donnersbergkreis und Kaiserslautern und der Ergebnisse
einer KGSt-Umfrage, wurde unter Federführung des Landkreistags Rheinland-Pfalz
mit den Projektkoordinatoren der Landkreise im Rahmen des Bundesprogramms
Ländliche Entwicklung ein modellhaftes Verbundprojekt ausgearbeitet und hierzu
ein Förderantrag gestellt. Da es sich um einen innovativen Ansatz der
Regionalentwicklung der Landkreise handelt, der auch hinsichtlich seiner
Übertragbarkeit für ihren Einsatz in anderen Landkreises erprobt werden soll,
erfolgt im Rahmen des Projektes eine ideelle wissenschaftliche Begleitung durch
den Verbundpartner der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement
(KGSt).
Projektraum ist das Gebiet der vier
Landkreise Kusel, Donnersbergkreis, Bad Kreuznach und Kaiserslautern. Bei allen
vier handelt es sich per se um „ländlich“ strukturierte Landkreise. Ihnen ist
gemeinsam, dass sie einen grundlegenden Wandel in der Wirtschaftsstruktur und
in der Bevölkerungs- und Altersstruktur bewältigen müssen und zu den
strukturschwachen Regionen zählen.
Wesentliche Elemente des Projektes (Struktur/Aufbau):
4 Strukturlotsen auf Kreis-Ebene: Kreis-Strukturlotsen |
angestellt jeweils bei „ihrem“ Landkreis |
eingesetzt
in der Strukturberatung vor Ort (u. a. Entwicklung, Antragsstellung,
Umsetzung von Innovationsprojekten), vornehmlich in „ihrem“ Landkreis (first
level) sowie fach-spezifisch im gesamten Gebiet (second level) |
1 Strukturlotse auf Ebene des Landkreistages: Landes-Strukturlotse |
angestellt beim Landkreistag |
eingesetzt
zur Vernetzung der Strukturlotsen untereinander, mit der Bundes- und
Landesebene sowie zur Übermittlung der Erkenntnisse an die weiteren
Landkreise und Gremien |
Kommunale Gemeinschaftsstelle für
Verwaltungsmanagement (KGSt) |
|
ideelle
Begleitung im Sinne einer Beratung im Projektmanagement, Erprobung der
Übertragbarkeit des Modellprojekts, Evaluation |
Der Projektantrag wurde am 25.05.2021 eingereicht und befindet sich derzeit in der Prüfung. Mit einer Entscheidung ist Mitte bis Ende Juli 2021 zu rechnen.
Fördermaßnahme: Bundesprogramm Ländliche Entwicklung
(Regionale Wirtschaft, Gesellschaft und soziale Innovation)
Förderbereich: Interkommunale Zusammenarbeit
in der Regionalentwicklung der Kreise - Gemeinsam Innovationsprojekte in den
Gemeinden unterstützen
Planungslaufzeit: 01.08.2021 bis 31.07.2024
Förderquote: 90% (beantragt)
Eigenmittel: 10%
Fördermittel in €: 191.318 € (geplant)
Eigenmittel in €:
21.257 € (haushaltsrechtlich bereits eingeplant)
Beschlussvorschlag:
Der Kreistag nimmt die Informationsvorlage zur Kenntnis und ermächtigt
den Landrat, die weiteren organisatorischen und personellen Schritte zu
veranlassen.