Zuführung in die Rückstellung
Sachverhalt:
Am 11.10.2008 kam es auf dem ehemaligen Betriebsgelände der Fa. GEWE
Reifengroßhandel GmbH Rodenbach zu einem Großbrand, in dessen Folge große
Mengen Reifen verbrannten und vier der neun auf dem Gelände befindlichen Hallen
zerstört wurden. In Verbindung mit dem Eintrag von Löschmittelzusätzen kam es
zu einer starken Belastung des Untergrundes durch Per- und polyfluorierte
Alkylverbindungen (PFAS).
In der Folge kam es bis heute zu umfangreichen Sanierungs- und
Sicherungsmaßnahmen deren Gesamtkosten sich aktuell auf ca. 10,4 Mio. €
belaufen. Für die Abwicklung der unmittelbaren Sanierungskosten wurden im Jahr
des Schadensereignisses außerplanmäßig 4,8 Mio. € bereitgestellt.
In Erwartung weiterer kostenintensiver Folgekosten für die Boden- und Grundwassersanierung
und insbesondere für die fortdauernde Grundwassersicherung wurden in den Jahren
2008 und 2010 insgesamt 9,7 Mio. € Rückstellungen gem. § 36 Abs. 1 Ziff. 6
GemHVO gebildet, die in Höhe von 8.584.358,88 € in Anspruch genommen wurden. Aktuell
beträgt die Rückstellung für die Sanierung der Altlasten folglich noch
1.115.641,12 €. Zuweisungen des Landes aus dem Ausgleichsstock trugen in Höhe
von ca. 4,4 Mio. € zur Kostendeckung bei.
Die Verwaltung ist seit Jahren bestrebt, Maßnahmen zu eruieren, mit
denen die Sicherungsmaßnahmen effizienter und kostengünstiger gestaltet werden
können. Zusammen mit dem uns beratenden Fachbüro Fa. Peschla+Rochmes GmbH,
Kaiserslautern strebt man für die Folgejahre ein neues Verfahren zur
Immobilisierung der PFAS-Belastung im Grundwasser durch den Einsatz von Nano-
und Mikropartikeln an (sog. In-Situ-Verfahren).
Ein entsprechendes Anwendungskonzept wurde von der Fa. Intrapore GmbH,
Essen der Verwaltung am 17.11.2020 vorgestellt. Dieses Anwendungskonzept ist
der Vorlage beigefügt. Im Rahmen eines Pilotversuchs ist zunächst zu klären, ob
sich dieses In-Situ-Verfahren für die weitere Sanierung eignet und realisieren
lässt. Die Fa. Peschla+Rochmes erarbeitet gegenwärtig einen Ablaufplan. Dieser
wird unter der Annahme erstellt, dass der Pilotversuch des In-Situ-Verfahrens
der Fa. Interpore GmbH, Essen zu einem positiven Ergebnis führt und eine
anschließende Sanierung nach diesem Verfahren erfolgen kann. Der Ablaufplan
soll die einzelnen beabsichtigen Maßnahmen (Untersuchungen, Einholung von
Genehmigungen, Umsetzung) und eine detaillierte Kostenprognose enthalten.
Vor Einstieg in das Verfahren wären zu gegebener Zeit die Zustimmung der
Kreisgremien einzuholen und die positive Begleitung durch das Land als
Zuweisungsgeber nach dem Ausgleichsstock sicherzustellen.
Auf Anfrage hat die Fa. Peschla+Rochmes im Vorgriff auf den
detaillierten Ablaufplan der Verwaltung eine grobe Kostenschätzung vorgelegt.
Demnach rechnet man für den Pilotversuch und für die anschließende Einrichtung
einer dauerhaften, optimierten hydraulischen Sicherung einschließlich
Monitoring bis ins Jahr 2031 von Kosten in Höhe von insgesamt ca. 3 Mio. €.
Auf Grund dieser Einschätzung ist zu erwarten, dass die Sanierung wohl
auch in den nächsten 10 Jahren Kosten in noch ungewisser Höhe verursachen wird.
Die Verwaltung beabsichtigt daher, die noch vorhandene Rückstellung im Rahmen
der Jahresabschlussarbeiten 2020 zu erhöhen. Für diese aufwandswirksame
Rückstellungsbildung ist im Haushaltsplan 2020 kein Ansatz vorhanden,
allerdings zeichnet sich gegenwärtig ein positives Jahresergebnis in der
Ergebnisrechnung 2020 ab.
Nach dem vorläufigen (prognostizierten) Jahresergebnis wird dieses mit
ca. 3 Mio. € erwartet. Die Verwaltung schlägt vor, die Rückstellung im Rahmen
der Abschlussarbeiten zum Jahresabschluss 2020 um 2 Mio. € zu erhöhen. Da es
ein negatives Jahresergebnis zu vermeiden gilt, erfolgt die Erhöhung der
Rückstellung unter der Bedingung, dass trotz Rückstellungsbildung ein positives
Jahresergebnis 2020 erzielt wird. Im Falle eines sich abzeichnenden negativen
Ergebnisses wird der Rückstellung im Rahmen des Jahresabschlusses 2020 ein
geringerer Betrag als 2 Mio. € zugeführt.
Beschlussvorschlag:
Der Kreistag stimmt der Zuführung von bis zu 2 Mio. € in die
Rückstellung für die noch ungewissen Aufwendungen der weiteren Maßnahmen zur
Sanierung und Sicherung des ehemaligen Betriebsgeländes der Fa. GEWE in
Rodenbach zu. Die beabsichtigte aufwandswirksame Erhöhung der Zuführung erfolgt
im Rahmen der Abschlussarbeiten zum Jahresabschluss 2020 und belastet folglich
den Haushalt 2020.